Geschick und Koordination sind gefragt: Warrior Pfade sind gezeichnet
Dagmar und Noah haben in Adelsheim, Sennfeld, Leibenstadt und Schlierstadt "Corona-Warrior-Pfade" installiert.
Adelsheim. (ahn) Erst vorwärts, dann seitwärts, schließlich auch noch rückwärts hüpfen – da ist nicht nur die Fitness in den Beinen, sondern auch bei der Koordination gefragt. Das sogenannte "Hüpfdiktat" ist eine der 16 Stationen der "Corona-Warrior-Pfade", die Dagmar Hufnagel und Noah Owart, beide Übungsleiter beim TV Sennfeld, in Adelsheim am Freibad, sowie in Sennfeld, Leibenstadt und Schlierstadt jeweils am Sportplatz mit Straßenkreide auf den Boden gemalt haben.
Wer schon einmal mit Straßenkreide gemalt hat, weiß, dass alles schön und gut ist – bis der Regen kommt. Denn der wäscht die ganze investierte Arbeit mit einem Guss wieder fort. Dieses Problem haben auch die beiden Initiatoren der "Corona-Warrior-Pfade". "Dann müssen wir wieder alles wieder frisch aufmalen", sagt Hufnagel. "Ein Strich ist schnell gemalt, aber größere Flächen auszumalen, das braucht schon seine Zeit." Um genau zu sein: Eineinhalb Stunden. So lange brauchen sie zu zweit, um die 16 Stationen an einem Ort wieder aufzubringen.
Doch der Unterhalt der Pfade ist nicht nur nach einem Regenschauer arbeitsaufwendig. Denn durch die stete Benutzung wird die Kreide ebenfalls abgetragen. Da heißt es dann: Ausbesserungsarbeiten vornehmen. Dauer: rund eine halbe Stunde – und das jeden Tag. "Einer von uns fährt täglich die Runde und zeichnet an den vier Orten die ganzen Stationen nach", berichtet Noah Owart. "Das ist durchaus schon ein kleines Fitnesstraining", meint Dagmar Hufnagel mit einem Lachen. "Denn man sitzt schließlich die ganze Zeit in der Hocke. Das ist nicht ganz so ohne."
Doch das kleine Fitness-Workout wird den beiden Übungsleitern gerade recht kommen. Schließlich haben sie zurzeit wenig zu tun. Denn Hufnagel ist beim TV Sennfeld tätig. Dort mache sie alles, "was mit Kindern zu tun hat. Doch das fällt ja gerade alles aus." Owart kommt aus Schlierstadt und hat beim TV Sennfeld sein FSJ absolviert. Das hat ihm so gut gefallen, dass er dem Turnverein weiterhin als Übungsleiter die Treue hält. Gerade studiert er auf Grundschullehramt an der PH Heidelberg. Zurzeit läuft dies über Online-Vorlesungen und -kurse ab.
Die beiden haben also genügend Zeit, die sie sinnvoll nutzen – sinnvoll auch für die Kinder. Denn "diese sollen gerade jetzt bisschen Abwechslung und Bewegung haben – und das mit dem nötigen Abstand", sagt Dagmar Hufnagel. "Da mussten wir kreativ werden."
Die Idee zu den "Corona-Warrior-Pfaden" stammt eigentlich aus Indien, wie die Übungsleiterin berichtet. Sie habe auf Facebook ein Foto mit dieser Idee gesehen, das ein indischer Mönch gepostet hatte. "Das fand ich eine coole Idee. Noah und ich haben uns dann noch überlegt, wie wir die Idee verbessern und weitere Stationen kreieren können."
Herausgekommen sind dabei insgesamt 64 Stationen, an denen sich Groß und Klein fit halten können. Und die sind nicht alle ganz einfach. Da gibt es zum Beispiel die Station, an der man zwölf Mal hüpfen muss. Hört sich zunächst leicht an, der Clou dabei ist allerdings, dass man beim Landen – je nach aufgemalter Vorgabe – mit drei Extremitäten den Boden berühren muss. Also mit zwei Füßen und der rechten Hand, oder mit beiden Händen und dem linken Fuß. "Das finde ich die schwierigste Station", sagt Hufnagel. "Da kommen auch viele Erwachsene ins Straucheln."
Dass viele Eltern und sogar auch Großeltern mit ihren Kleinen die "Corona-Warrior-Pfade" besuchen, freut die beiden Initiatoren. "Die Stationen sind gut besucht." Vor allem die Kinder liefern sich dort auch gerne einmal einen kleinen Wettkampf. Wie etwa der 13-jährige Max und der zehnjährige Paul, die beiden Söhne von Dagmar Hufnagel, die sagt: "Da muss ich dann die Zeit nehmen, wer schneller von ihnen die Stationen schafft."
Auch die politische Prominenz von Adelsheim nutzt die Pfade. So hätten etwa schon die beiden Stadträte Ralph Gaukel und Sigfried Karrer die Stationen absolviert, wie Hufnagel verrät. Auch Bürgermeister Wolfram Bernhardt hat die Pfade bereist mit seiner Familie ausprobiert. Zeugnis davon gibt ein Video, das des Stadtoberhaupt auf seiner Facebook-Seite gepostet hat. "Dass unser Bürgermeister die Pfade für sich entdeckt hat, finde ich sehr schön", freut sich Hufnagel.
Wie am Ende seines Videos zu sehen ist, unterschreibt Wolfram Bernhardt auf einem Plakat. Diese hängen an allen vier Stationen aus. "Unterschreiben dürfen alle, die den Pfad absolviert haben", erklärt Noah Owart.
Die Resonanz auf die "Corona-Warrior-Pfade" ist groß. "Ich habe schon ganz viele Videos von Leuten bekommen, die die Stationen genutzt haben", sagt Hufnagel.
Und das Beste daran: "Es kostet nichts, ist draußen und passt zu Corona", sind sich Dagmar Hufnagel und Noah Owart einig. Dass keine Kosten entstehen, stimmt allerdings nicht ganz. Denn die beiden zahlen aus ihrer Tasche die Kreide – was zwar auf den ersten Blick nicht viel erscheint, aber sich im Laufe der Zeit doch summiert.
Deshalb freuen sich die beiden auch über die zahlreichen Kreidespenden, die man bei Hufnagels im Hof in einen bereitgestellten Eimer legen kann. "Unser Dank gilt allen, die uns durch ihre Spende unterstützen", sagen die beiden, die das Projekt noch eine ganze Weile fortführen möchten.
Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Neckar-Zeitung, Autor Andreas Hanel